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Wohin mit dem Schwert?

20.11.2024

Es war einmal ein Krieger, der so viel erlebt und durchgestanden hatte, dass man seine Geschichte fast schon ein Lied nennen konnte. Seine Reisen hatten ihn durch dunkle Wälder, über endlose Berge und in tiefe Täler geführt, und überall hatte er gekämpft – nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit seiner ganzen Seele. Er hatte Unrecht aus der Welt geschafft, Bedrohungen beseitigt, den Schwachen beigestanden und gegen die Mächte des Chaos gekämpft. Sein Schwert war seine untrennbare Waffe, sein Begleiter und Symbol seiner Stärke und seines Willens, das Gute zu schützen.

 

Doch die Jahre zogen ins Land, und eines Tages spürte der Krieger eine schwere Müdigkeit. Seine Kämpfe, die er so tapfer ausgefochten hatte, hatten Spuren in ihm hinterlassen. Die Klinge, die einst leicht und unermüdlich in seiner Hand getanzt hatte, lastete nun schwer, als ob sie selbst von der Last seiner Taten gezeichnet wäre. Eines Tages, als er auf einer Anhöhe stand und über die Landschaft blickte, vernahm er von weitem die Kunde einer neuen Zeit – einer Zeit des Wandels, in der Kämpfe nicht mehr mit dem Schwert, sondern mit dem Geist und der Diplomatie gewonnen wurden.

 

Er spürte den Ruf dieser neuen Zeit und zog aus, nicht länger mit dem Schwert, sondern mit geschärftem Verstand und einem brennenden Herzen. Doch obwohl er sich Mühe gab, mit Worten statt Waffen zu kämpfen, teilte er noch immer alles in Gut und Böse, Licht und Dunkelheit. Er glaubte, dass seine Rolle nun darin bestand, die Menschen zu überzeugen, das Richtige zu tun – so wie er es einst mit dem Schwert getan hatte. Er warb für die Gerechtigkeit, sprach gegen das Unrecht, führte hitzige Debatten, kämpfte mit der Macht der Worte.

 

Doch mit der Zeit spürte er wieder die altbekannte Müdigkeit. Sie war tiefer, lähmender, und je mehr er sprach, je mehr er versuchte, zu überzeugen, desto mehr fühlte er, dass etwas nicht stimmte. Es war, als ob das Feuer, das einst in ihm gebrannt hatte, sich in einen feinen Nebel auflöste, und er fragte sich, ob er den falschen Weg eingeschlagen hatte. „Was mache ich falsch?“, fragte er sich verzweifelt. „Ich kämpfe doch immer noch für das Gute, aber warum fühlt es sich an, als ob ich gegen den Wind kämpfe?“

 

Die Zweifel nagten an ihm. Vielleicht kämpfte er für die falsche Seite? Oder hatte er zu viel Vertrauen in die Macht der Worte gesetzt? Oder war die Welt einfach zu zerrissen, um je wieder vereint zu werden? Seine Gedanken drehten sich im Kreis, und er wusste nicht mehr, wem er vertrauen konnte – am wenigsten sich selbst.

 

Eines Abends, als er auf einer weiten Wiese saß und den Sonnenuntergang betrachtete, ließ er das Schwert aus seiner Hand gleiten. Es fiel ins Gras und blieb dort liegen, als wäre es müde geworden, ihn noch weiter zu begleiten. Er fühlte sich leer und verloren, als ob alles, wofür er gekämpft hatte, nun bedeutungslos geworden wäre. „Wie kann ich die Menschen zur Einheit bringen?“, fragte er die Stille. „Wie kann ich den Frieden finden, nach dem ich mich so sehr sehne?“

 

In der Dämmerung erhob sich ein sanfter Wind, der ihm über das Gesicht strich. Da hörte er plötzlich ein leises Flüstern – nicht von außen, sondern aus der Tiefe seines eigenen Herzens. „Du suchst nach Einheit,“ sagte die Stimme, „aber du suchst sie noch immer im Außen. Du versuchst, alles zu teilen, zu unterscheiden, zu richten. Doch Frieden kommt nicht durch das Kämpfen, weder mit Schwert noch mit Worten. Frieden ist das, was entsteht, wenn du das Kämpfen aufgibst.“

 

Der Krieger saß lange still, und langsam sickerte die Wahrheit der Worte in ihn ein. Er hatte sein Leben lang versucht, das Richtige zu tun, das Gute zu verteidigen, die Menschen zu überzeugen – aber immer aus einer Haltung des Kampfes heraus. Selbst seine Worte waren Waffen gewesen, scharfe und präzise, darauf bedacht, Widersprüche zu durchtrennen. Doch jetzt, in der Stille der Dämmerung, verstand er etwas Neues: Der Frieden, den er suchte, begann in ihm selbst.

 

Er nahm das Schwert, das im Gras lag, und betrachtete es ein letztes Mal. Er fühlte die Erinnerungen, die darin steckten, all die Kämpfe und Siege, die es symbolisierte. Dann nahm er einen tiefen Atemzug und stieß die Klinge tief in den weichen Boden der Wiese. Die Erde nahm das Schwert auf, als wäre sie dankbar, dass es zurückkehrte. „Ich muss nicht mehr kämpfen,“ sagte er leise zu sich selbst. „Ich muss lernen zu fühlen, was ist.“

 

Von diesem Tag an änderte sich sein Leben. Er suchte nicht mehr nach der „richtigen“ Seite, sondern begann, alles zu lassen wie es war – sei es hell oder dunkel, sei es schlecht oder gut. Er hörte auf, zu urteilen, und begann stattdessen, wirklich zuzuhören, mit offenem Herzen und unvoreingenommenem Geist. Er wurde zu einem Vermittler, nicht durch Reden, sondern durch seine stille Präsenz, die ein tiefes Vertrauen ausstrahlte. Menschen kamen zu ihm, um Rat zu suchen, weil sie in seiner Gegenwart spürten, dass es keine Trennung gab, nur ein tiefes Verstehen und Mitgefühl.

 

Der alte Krieger, der einst das Schwert geschwungen hatte, war nun ein Mann des Friedens geworden. Nicht, weil er schwächer war, sondern weil er gelernt hatte, dass wahre Stärke darin liegt, das zu umarmen, was ist – ohne zu kämpfen, ohne zu trennen, ohne zu richten. Die Einheit, nach der er gesucht hatte, begann in ihm selbst und strahlte von dort aus in die Welt. Und der Wind, der über die Wiese wehte, trug seine Botschaft weiter, bis in die entferntesten Ecken des Landes:

 

„Frieden beginnt, wenn du das Kämpfen aufgibst und einfach da bist, so wie du bist.“


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Angelika Brigl

... meine Herzensbotschaft - berührend formuliert mit Hilfe von ChatGPT


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